
Beim Bäcker ist es leer, ich bin ziemlich früh, das bedeutet, die Auswahl an Brötchen ist noch groß, eine Stunde später kann es passieren, dass man warten muss, bis der letzte Schwung Schrippen aus dem Aufbackofen kommt.
Ich kenne den Bäcker, seit er eröffnet wurde,
vorgelagert in einem Discounter, der Sonntags aber natürlich zu ist,
daher abgetrennt durch ein Metallgitter.
Ich kenne die Verkäuferinnen.
Ich kenne die Brötchensorten, den Geruch, das Licht und den Parkplatz zu jeder Jahres- und Tageszeit.
War hier schon mit zwei, drei, wechselnde Besetzungen, auch mit allen vier Kindern.
Sehr oft mit dem einen Kind, nachdem wir seinen großen Bruder zur Schule gefahren haben,
bevor es weiterging zur Tagesmutter.
Immer ein Rosinenbrötchen, immer hob ich Nils hoch und immer bezahlte er ganz alleine und bekam das Brötchen direkt in seine immer kleine Hand.
Ich denke jedes Mal daran, wenn ich an der Verkaufstheke stehe.
Ich bezahle gerade, als sich die Tür öffnet und ein Vater mit Kind eintritt.
Kleiner Junge, drei Jahre etwa, scanne ich versiert und konzentriere mich auf meine Tüten.
Ausgerechnet. Örgs.
Die Verkäuferin bewundert den glitzernden Plüschfisch in der kleinen Hand.
Kleine Hand.
Schnell weg, ich stecke mein Portemonnaie ein.
„Zwei Laugenecken bitte…. Oder sind die etwa… schon alle?!“ fragt der Mann.
„Just gerade von der Dame vor ihnen…“,
sie nickt lachend in meine Richtung, „… weggekauft.“
Ich greife meine Sachen.
„Na sowas“, entrüstet sich der Vater, gespielt verärgert.
Aber er ärgert sich echt, ich merke das.
Ich grinse irgendwie entschuldigend, versuche nicht aufs Kind zu treten,
weil ich in solch einem Fall nur den Bereich Ü-Halbermeter-Erdoberfläche überblicke und gehe Richtung Tür.
„Glück muss man haben, was?“ wirft er mir hinterher und dann: „Wohl bekomms!“
Das klingt ein bisschen so, als würde er es anders meinen.
Aber ich antworte nichts mehr, finde mein Auto auf dem leeren,
auf unserem appsssoluten Lieplingspatplatz und weine und denke an Glück.
Daran, dass es echt nicht gerade mein größtes Glück ist, ihm seine zwei Scheiß-Brötchen weggeschnappt zu haben.
Ihm, der gleich sicher seinen Sohn hochhebt, damit der irgendein Gebäckteilchen in seine kleine Hand gelegt bekommt.
Konnte ich ihm nicht sagen, dass er hier der Glückspilz ist, dem .
Dafür hab ich ganz leckere Laugenecken im Sack.