„Was war?“ Jüdische Geschichten in und um Michendorf

Nacherzählt und aufgezeichnet von Schüler:innen der Klassen 9 des Wolkenberg-Gymnasiums

2021 hatte Anne Voß, Religionslehrerin und Schulpfarrerin am Wolkenberg-Gymnasium in Michendorf mit Schülern der zwölften Jahrgangsstufe im Rahmen eines Seminarkurses wissenschaftlich recherchiert, wo in und um Michendorf Juden gelebt haben und was mit ihnen geschah.
Daraus entstand eine Austellung und es wurden drei neue Stolpersteine für jüdische Familien verlegt. 

„Was war?“ ist nun ein Projekt von 40 Jugendlichen aus zwei neunten Klassen des Wolkenberg-Gymnasiums, dass an diese Arbeit anknüpft. 
Die Idee: Eine Graphic Novel sollte entstehen.
Bilder und Zeichnungen in einem Buch, dass vielleicht noch mehr Menschen erreicht. 
Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, eine weitere Form des Erinnerns an die Schrecken und Verbrechen des Holocaust. 

In zehn kleinen Gruppen erarbeiteten die Schüler seit den Sommerferien 2023 zehn dieser Lebensgeschichten von jüdischen Menschen und Familien ihrer Stadt. 

Es ging ganz bewusst nicht darum, detailliert historisch Fakten aufzuzeichnen, vielmehr haben sie sich ganz unterschiedlich und individuell den menschlichen Schicksalen genähert. 
Manches, was sie erzählen ist belegt.

Das Meiste ist die ganz persönliche Auseinandersetzung der Jugendlichen mit „ihren“ Protagonisten.

Was erzähle ich? Wie? Wieviel? Welche Farben benutzen wir? Wer macht was?

All das macht diese Comicsammlung so außergewöhnlich und berührend.

Mich hatte Anne Voß Anfang des Jahres gefragt, ob ich Lust hätte, das Projekt zu begleiten.
Hatte ich, und ich habe es keinen Moment bereut.
Ehrlich gesagt, habe ich sowieso nicht viel machen müssen. 
Bin alle zwei Wochen nach Michendorf gefahren und habe zugeguckt, wie fleißig alle sind.

Habe „machen lassen“ und ermuntert, „einfach lassen“ zu machen. Gewusst und bestärkt, dass es gut werden wird, auch unter Zeitdruck, auch wenn man denkt: Schaffenwirnicht. (dachte ich selbst nur in den beiden Stunden des vorletzten Vor-Ort-Termins…)

Ich habe mit großen Augen gestaunt, wie schnell und toll Jugendliche Geschichten zu Papier bringen.
Wie unverkrampft und selbstständig.

Dieses Projekt ist, wie ich finde, unglaublich gut, berührend und wertvoll geworden. 
Danke, dass ich Teil davon sein und lernen durfte, wie gut Schule sein kann.
Danke, Anne.
Danke, ihr Künstler und Künstlerinnen!
Ich möchte alle sehr herzlich zu der morgigen Veranstaltung einladen:
(Ja, ist kurzfristig, aber das Buch ist ja auch eben erst getrocknet)

Gegen das Vergessen: Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht
mit Vorstellung des Schüler-Projektes „Was war?“

10 jüdische Lebensgeschichten in und um Michendorf als Graphic Novel

am Donnerstag, 9. November 2023
um 18:00 Uhr
im Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“
Potsdamer Straße 64 in Michendorf

16.Juni

Nachtrag am 21.6.2023:
Die Lesung fällt aus, die einzige, angemeldete Klasse hat gestern abgesagt.
Ich sag da jetzt nichts mehr zu. Außer: Schule ist echt ein Kackapparat.

Es wäre schwierig, Schüler der Sekundarstufe für solche Veranstaltungen zu gewinnen, meinte die Organisatorin.
Grundschule und noch Jüngere kein Problem, aber siebte, achte Klasse… mmmh. Irgendwie nicht viel Interesse.
Tja.
Frage ich mich natürlich ein bisschen, wessen Desinteresse?
Das der SchülerInnen? Wohl kaum, ist ja in der Schulzeit.
Da sind sie ohnehin fremdbestimmt, die Jugendlichen.
Und müssen machen, was im Plan steht.
Eine Klasse aus komplett-ganz Berlin ist angemeldet.
Eine.
Für mich ist das nicht schlimm, ich lese auch vor zwei Menschen.
Auch schon passiert. (zweimal, einmal davon in… haha Berlin)
Nur-
Wenn man weiß, wie cool die meisten Schüler so eine Veranstaltung dann finden, ganz egal, ob jetzt meine oder eine andere Lesung (ich kann ja nur von meiner reden, andere sind sicher m i n d e s t e n s genauso gut), wenn sie also, einfach mal was abseits von dem, was “normal” ist, etwas für sie Neues angeboten bekommen, wenn man gesehen hat, wie Manche erstmal extragelangweilt da sitzen und dann doch gebannt zuhören, als wären sie noch nicht längst viel zu lässig für Sichwasvorlesenlassen.
Wenn ich mich freue, was die Jugendlichen für Fragen anschließend stellen und wie nett ausnahmslos bisher alle gewesen sind, dann ist es so absolut unverständlich, warum es „organisatorisch und so“ zu schwierig für viele Schulen und Lehrer*innen ist, das einfach mal zu machen.
Ja, trotz alles anstrengend.

Bei Instagram kriegte ich einen freundlichen Rüffel,
weil ich in der ersten Version der Ankündigung „Lehrkörper“ schrieb.
Was vielleicht nicht das netteste Wort für Lehrkräfte ist, ich mir in dem Zusammenhang aber gestern leider nicht verkneifen konnte.
Habe es dann gelöscht und geändert, weil ich natürlich niemanden ungerecht und abschätzig benennen will.
Aber ganz ehrlich: Bis auf ein paar Ausnahmen… hehe.
NEIIIIIIN, ich habe inzwischen viele sehr engagierte Exemplare getroffen!
Ich kenne echt ein paar MEGATOLLE!
Die alle anderen ehrenretten!

Kennt ihr die Leer-Kräfte aus dem Buch?

Größer

Letzten Samstag war wieder der Gedenktag für die verstorbenen Kinder der onkologischen Station der Charitè.

Greta wollte diesmal unbedingt mit und als wir so da saßen, während weitere gefühlt tausend Namen vorgelesen wurden, gerade nachdem wir unsere Kerzen für Nils schon angezündet hatten, merkte ich plötzlich, dass sie mich mit ihrer aufrechten Haltung fast um Kopflänge überragte.

Ganz kurz, bis ich mich dann ordentlich hingesetzt habe.

Aber ich könnte nicht stolzer sein auf ihren Mut und ihre Stärke in dem Moment.

Erinnert sich wer an den Text von demselben Tag in einem früheren Jahr, mit dem Arzt, der meine Hand nahm, sich entschuldigte und weinte?
Ich finde ihn selber nicht mehr….hatte ich ihn nicht hier gezeigt?

Wenn ja-Wo- Wann?
Hinweise gern an mich.


12. Januar

Gut ins Jahr gestartet mit den ersten Zwölf.
Ja, wir haben es gut gerade.
Ich weiß das und bin froh drum und dankbar.
Ansonsten seht selbst.
Mehr Zwölfer gibt es wie immer bei Caro von DraussennurKännchen!
Danke fürs Gucken und: Bleibt tapfer.

12. Dezember 2020

Ich hatte es bei der Lesung in Stuttgart versprochen, nicht vergessen und dann aber doch ziemlich viel Anlauf nehmen müssen… (zwei Monate…)…endlich mal wieder die Zwölf des Tages zu zeichnen.
Bittegerne!
Ein Samstag, der weniger der Arbeit, eher dem Rest gewidmet ist.
Ich bereue, der Tante ohne Maske nix gesagt zu haben, bin zur Zeit eher die, die sich an einer Glitzermaske freut. Kräftehaushaltungsmodus.
Habt einen schönen Abend und Danke fürs Gucken.
Mehr Zwölfer wie immer bei Caro von DraussennurKännchen.

20. Mai

In dem Buch, in dem wir manchmal arbeiten, um verstopfte Herzlöcher durchzuspülen, war gestern die Aufgabe, einen Brief zu schreiben.
Um ihm noch mal zu sagen, was einem wirklich wichtig ist.

Ich möchte zum Beispiel nicht, dass er denkt, er müsse mich trösten. Weinende Mütter sind schwer auszuhalten und ich mute es meinen Kindern nur ungern zu.
Um Trauer zu fluten ist es erlaubt, aber niemand soll sich niemals dafür verantwortlich fühlen, bitte.
Auch nicht Nils.
Noch wichtig: Wir werden ihn nie vergessen.
Selbst wenn sich die Erinnerungen verändert haben und sich immer verändern werden.
Sie werden nicht leer werden.

Ich mag das Buch.
Auch wenn es wahnsinnig anstrengt, zusammen diesen Dingen hinterher zu denken.
Und man Trauersprüche ab und zu etwas passender schreiben muss.

Buch

Ich habe den Eindruck, es ist in unserer Version nur noch gebraucht erhältlich:

„Du bleibst für immer in meinem Herzen“ aus dem Groh Verlag.
ISBN: 4036442004135
Jetzt sieht es wohl so aus.
Wegen mir bräuchte es allerdings keine kindgerechten Bildchen.

29. März

dritter
Was würde ich dafür geben, ihn heute so hier zu haben, lachend und albernd, Geschenke auspackend, Torte essend.
Einfach da seiend.

(Natürlich mit fünf Kerzen mehr, einer cooleren Frisur und vermutlich einer eigenen Playstation im Hintergrund.)

Alles Liebe zum Geburtstag, großer Nils.
Wir feiern dich und dass du geboren bist.
Torte essen wir heute auf jeden Fall. Für dich.

6. März

40843

 

Ist schon längst erschienen, dieses Buch, für das ich letztes Jahr die Illustrationen gemacht habe.
Letztes Jahr, als ich eigentlich NICHTS nebenher zeichnen sollte durfte konnte wollte.

VoratzNachsatzprobe1a

Einzig eine der nettesten Lektorinnen,
(ich kenne übbrigens inzwischen schon drei netteste Lektorinnen der Welt)
ein Mini-Motivationsloch, zu der Zeit, als die Anfrage kam und die Geschichte selber, hatten mich dazu bewogen, eine kleine Ausnahme zu machen. Was gut war.

Eine sehr verrückte Geschichte.
Von einem „meschuggenen“ Haus. Mehr verrate ich nicht.

Ich hoffe sehr auf eine der Lesungen von Jens Steiner hier in der Gegend,
die sollen  nämlich legendär lustig sein.

Vorher die Kaufempfehlung! In eurer Buchhandlung, oder hier.

Ich verlose ein Buch mit dieser Widmung drin, wo mir mein Arm traumhaft anatomisch korrekt aus dem Hals wächst und dein Wunschname eingetragen wird, unter allen Kommentaren, die bis zum 13. 3. 2020 hier eintrudeln. Viel Glück!

Widmungmeschugge

 

 

17. Februar

Laugenecken
Beim Bäcker ist es leer, ich bin ziemlich früh, das bedeutet, die Auswahl an Brötchen ist noch groß, eine Stunde später kann es passieren, dass man warten muss, bis der letzte Schwung Schrippen aus dem Aufbackofen kommt.

Ich kenne den Bäcker, seit er eröffnet wurde,
vorgelagert in einem Discounter, der Sonntags aber natürlich zu ist,
daher abgetrennt durch ein Metallgitter.
Ich kenne die Verkäuferinnen.
Ich kenne die Brötchensorten, den Geruch, das Licht und den Parkplatz zu jeder Jahres- und Tageszeit.
War hier schon mit zwei, drei, wechselnde Besetzungen, auch mit allen vier Kindern.

Sehr oft mit dem einen Kind, nachdem wir seinen großen Bruder zur Schule gefahren haben,
bevor es weiterging zur Tagesmutter.
Immer ein Rosinenbrötchen, immer hob ich Nils hoch und immer bezahlte er ganz alleine und bekam das Brötchen direkt in seine immer kleine Hand.

Ich denke jedes Mal daran, wenn ich an der Verkaufstheke stehe.

Ich bezahle gerade, als sich die Tür öffnet und ein Vater mit Kind eintritt.
Kleiner Junge, drei Jahre etwa, scanne ich versiert und konzentriere mich auf meine Tüten.
Ausgerechnet. Örgs.
Die Verkäuferin bewundert den glitzernden Plüschfisch in der kleinen Hand.
Kleine Hand.
Schnell weg, ich stecke mein Portemonnaie ein.

„Zwei Laugenecken bitte…. Oder sind die etwa… schon alle?!“ fragt der Mann.

„Just gerade von der Dame vor ihnen…“,
sie nickt lachend in meine Richtung, „… weggekauft.“

Ich greife meine Sachen.

„Na sowas“, entrüstet sich der Vater, gespielt verärgert.
Aber er ärgert sich echt, ich merke das.

Ich grinse irgendwie entschuldigend, versuche nicht aufs Kind zu treten,
weil ich in solch einem Fall nur den Bereich Ü-Halbermeter-Erdoberfläche überblicke und gehe Richtung Tür.

„Glück muss man haben, was?“ wirft er mir hinterher und dann: „Wohl bekomms!“
Das klingt ein bisschen so, als würde er es anders meinen.

Aber ich antworte nichts mehr, finde mein Auto auf dem leeren,
auf unserem appsssoluten Lieplingspatplatz und weine und denke an Glück.

Daran, dass es echt nicht gerade mein größtes Glück ist, ihm seine zwei Scheiß-Brötchen weggeschnappt zu haben.

Ihm, der gleich sicher seinen Sohn hochhebt, damit der irgendein Gebäckteilchen in seine kleine Hand gelegt bekommt.
Konnte ich ihm nicht sagen, dass er hier der Glückspilz ist, dem .

Dafür hab ich ganz leckere Laugenecken im Sack.