NILS-Lesung am 3.9.2022 in Wandlitz !

Genau heute vor zwei Jahren ist NILS. Von Tod und Wut. Und von Mut erschienen.
Wie so vieles kommt es mir länger und kürzer gleichzeitig vor, aber egal.
Es hat sehr sehr viel bewegt. Vielleicht nicht genau das, was ich wollte
(also eine radikale Abrechnung mit den Arschgeigen, aber das ist auch relativ, denn ich habe gemerkt,
es gibt mehr Arschgeigen, als man sich denken kann und es hilft nichts,
mit ihnen abzurechnen, am Ende wäre man nämlich dann nur selber zerbrochen),
aber dafür- und hier hat mich meine eigene Klammer aus dem Konzept gebracht, denn was wollte ich eigentlich?
Jedenfalls wollte ich, dass alle von Nils wissen.
Auf genau die Weise, wie ich sie erzählt habe, auf Papier, mit Farben und einem guten Ende.

Es ist mein bestes Buch und ich lese daraus 
am kommenden Samstag, den 3. 9. 2022  um 16.00 Uhr 
in den Räumen der Krebsberatungsstelle Barnim im Bahnhof Wandlitzsee.

Ich gehe fest davon aus, dass Wildgänse anwesend sein werden, am See.

Anschließend gibt es ein Gespräch, jeder darf alle Fragen stellen, die ich dann beantworte und ganz am Schluß signiere ich natürlich!

Pferde verboten

Viento hat mich heute seit langer Zeit mal wieder zum Friedhof begleitet.
Es regnet in Strömen.
Auf dem Friedhof sehe ich aus der Ferne jemanden in Warnweste mit einem dieser beschissenen Geräte, die sehr laut Blätter von a nach b pusten.
Im Regen ganz sicher doppelt so unnützlich wie sonst.
Kurz überlege ich.
„Was machen Sie denn da!???“ kreischt die Frau da auch schon, als ich das Törchen öffne.
„Sie wollen doch nicht etwa mit dem Pferd…“
„Doch, will ich. Muss nur kurz die Kerze anzünden.“
Echt- die fällt beinahe in Ohnmacht und kann aber nix machen, außer schimpfen.
Sich uns entgegenstellen. 
Sich einem Ritterpferd entgegenstellen? Haha.
Wir gehen dann einfach an ihr vorbei, ich behaupte eiskalt, ich hätte eine Sondergenehmigung, könne sie gern ihre Chefin fragen.
Am Grab fällt Viento fast in Ohnmacht, als ich direkt vor seinem Gesicht die Kerze anzünde.
Atmet die Angst tapfer weg, rupft sich ein Ziergrasbüschel aus.
Wir gehen zurück und ich sehe die Laubblastante aufgeregt telefonieren.
Viento kackt. 
Die Frau drückt auf ihr Handy.
„Ich hab mich erkundigt! Da ist gar nix genehmigt! Aber meine Chefin hat schon von ihnen gehört! Das sie die sind, die mal sagte, Hunde wären wohl verboten, von Pferden stände aber nix dran!“
(manche Witze unsterblich- yeah!)
Sie will mir noch einen längeren Vortrag halten, tut sie auch.
Wir gehen runter vom Friedhof, ich dreh mich nochmal um und sage:
„Ist mir egal, ob es verboten ist oder nicht. Ich musste heute die Kerze anzünden und Ja! Ich musste heute auch das Pferd mitnehmen. An manchen Tagen geht es nicht anders. Trotz Wetter, trotz Vorschriften. Auch wenn ich es hätte anders organisieren können. Da vorne liegt mein kleiner toter Sohn und manchmal sind solche Sachen einfach zu tun.“
„Ich habe meinen Sohn auch verloren“, antwortet sie.
„Oh.“ Ich schaue sie an. „Na. Dann wissen Sie ja, wie das ist. Und auch wenn es verboten ist und ich mich von Ihnen anmeckern lassen muss. Weil da jetzt diese drei Hufabdrücke sind. 
Scheißegal. Das. War. Heute. Wichtig. “
Sie ist still und wir gehen. 
Ich weine und weine, aber egal, weil auf die paar Tropfen kommt es jetzt auch nicht mehr an.

Aus dem Archiv II

Dies hier ist vom 12. November 2019 und passt ganz gut zu der Frage, wie mein Arbeitsflow so gewesen war. Gestern war auch der Zwölfte, ich weiß.

Vormkampf.jpg

 

Der Zwölfte und ich habe schon wieder keine Zwölf gezeichnet.

Blöd und vielleicht ärgere ich mich über meine ungezeichnete Lebenslücke, wenn ich mal über sechzig bin, vielleicht ist es mir dann auch egal.

Ich muss mich um andere Dinge kümmern.

Muss meine Kampfesunlust bekämpfen und das tun, worauf ich mich seit Jahren gefreut habe. Mir und euch Rüstungen anziehen und nach Herzenslust morden und meucheln.

Natürlich nur auf dem Papier.

Läuft nicht gut… sonst würde ich ja nicht hier schreiben. Bin müde und träge, hasse Gewalt und überhaupt. Vielleicht will ich nur nicht anfangen, aufzuhören?

 

Edit: Habs ja dann geschafft. Also aufzuhören. Das andere wird nicht gespoilert.

 

 

23. Juni

FertigOHNELettering

U1, U4, Innentitel, Epilog, Lettering, erste Korrektur, zweite Korrektur, istnichtdoch, mussdanoch. Noch ne Korrektur.

Wegen mir könnte die Arbeit an einem Buch nur aus den letzten Wochen vor „druckfertig“ bestehen. Die leichte Hektik, feine Panik und das tunnelhafte Arbeiten, nach dem dann alle Seiten klarer und schöner werden und sich tatsächlich zu einem kompletten Ganzen zusammenfügen. Das liebe ich sehr.
Beim Gedanken daran, dass es nicht mehr lange dauert, bis es ein Buch mit Umschlag und Buchrücken und Papier zum Umblättern wird- puh.
Das wird krass.

Jedenfalls. Deshalb konnte ich hier nicht viel schreiben, geschweige denn zeichnen in den letzten Wochen.

Es ist jetzt echt fast fertig.

11. Februar

sneakpeakkippenundpferde

Fast schon ein Klassiker. klick
Habe diese Szene glaube ich als alleraller-ALLER-erstes fürs Buch gezeichnet,
überarbeitet, neu gezeichnet und in sämtliche Exposès für alles mögliche gepackt.
Nun ist es eine der letzten Seiten, die ich eben reingezeichnet habe.
Immer noch eine meiner liebsten.
(noch unkoloriert und nicht komplett- klaro)

Dachte nur gerade in diesem Moment:
Pferde und Kippen. Kommen wirklich sehr häufig vor.

6. Februar

pflege

„Ich glaub, der Drops ist gelutscht.“ sagt  hier der Vorstand der Charitè.
(hat er das echt so gesagt?! kaumzufassen)

Und wenn es nicht nur das fehlende Pflegepersonal,
sondern auch Mängel der Ärzteschaft und Geschäftsführung sind?
Fachliche, menschliche und personelle?
Ich finde, sie machen es sich recht einfach,
indem sie wieder und wieder alles auf die Pflegekräfte schieben.
Die paar vorhandenen Pfleger*innen reißen sich immerhin den Arsch auf für ihre Patienten.
Meiner Meinung nach würde eine Veränderung in den obersten Reihen,
natürlich zusätzlich zu besserer Bezahlung und menschenwürdigeren Arbeitsbedingungen, bewirken,
dass sich auch wieder mehr Pflegekräfte für die Kinderonkologie finden.

(„Drops ist gelutscht, wenn man keine Leute gewinnen kann,
weil der Personalmangel öffentlich diskutiert werde.“ Ich fasse es echt nicht. Drops.)

Nils ist vor viereinhalb Jahren als Patient der Charitè verstorben.
An einem Fehler seitens der Ärzte.
Seine Pfleger waren bei der Beerdigung.

Ich bin ziemlich gespannt auf die Sendung zum Artikel heute Abend.
Ob er wirklich „Drops gelutscht“ sagt?
Das Erste, 06.02.2020, 21:45 Uhr
Edit: Hier kann man es sich jetzt in der Mediathek der ARD ansehen.

10. Januar

Ritter

Ich habe einen sehr strukturierten Arbeitsplan für die nächsten paar Wochen.
Der sieht vor, dass ich ganz einfach erstmal jeden Tag drei bis vier Doppelseiten mit Tusche reinzeichne.
Dabei Podcasts höre oder Hörbücher.
Die Denkarbeit ist getan, also nur noch runter schrubben. Easypeasy.
Ich hatte gar nicht damit gerechnet, nun schon wieder dazusitzen und komplett fassungslos zu sein.
Dass es nicht nur eine Geschichte ist,
sondern in echt so.
Diese Seite gibts schon ewig als Skizze, war eine der Allerersten.
Und ich habe mich immer drarauf gefreut, sie mal fertig zu machen.
Jetzt habe ich mich gerade damit belohnt,
diese beiden schon ausmalen zu dürfen.
Weil ich mir manchmal eine nette Chefin bin.

20. Dezember

VorabCover

Ich darf es jetzt offiziell verkünden.

Im September 2020 erscheint mein Buch,
an dem ich jetzt schon eine Weile-
(ähm…seit knapp drei Jahren, so ungefähr…)
und immer noch und noch ein bisschen weiter-
zeichne.
Hier kann man schon gucken.

Ganz sicher werde ich euch ab jetzt immer wieder ein kleines bisschen was zeigen können, Dumeinegüte, ich bin wirklich sehr sehr stolz und froh und dankbar und gespannt und aufgeregt und kann es selbst kaum glauben.
Bin Comiczeichnerin und dies ist wird meine erste Graphic Novel.