Ich habs getan. Mal wieder die Zwölf bis zum Ende gezeichnet. (Ja, habe einige Zwölferverstümmelte im Skizzenbuch, die ich angefangen, aber dann nicht zuende gezeichnet habe, auch weil sie scheiße zu werden drohten. Wieder einmal habe ich mich gefragt, wie ich das früher gemacht habe, mit kleinen Kindern. Naja. Viel Spaß beim Gucken! Ich gucke bei der Gelegenheit auch nach hundert Jahren mal wieder bei DraussennurKännchen, wo sie allmonatlich die treuen Zwölfermacher*innen versammelt. Danke Caro und liebe Grüße!!!!
P.S: Und Ja, ich habe superviel und Viele nicht gezeichnet. Wo ist Ida? Hab die Gänse vergessen, die mir übern Kopf flogen, meinen Gärtnermann, den großen Sohn und Nele, die ihr gar nicht kennt … , hätte gerne noch die zwei Feldhasen untergebracht und mein Büroambiente gibt auch ziemlich viel her. Abgesehen von echten Yogaskills. Ich muss echt nächsten Monat wieder ran.
Ich mache mir von Zeit zu Zeit ein neues Selfie für mein Handynachrichtenprofilbild. Und finde die heutige Suche nach meinem momentanen Ich irgendwie gut, weswegen ich sie in alter Manier mal in den Blog tue. Komische Brille, komische Arme, der Titel.
Viento hat mich heute seit langer Zeit mal wieder zum Friedhof begleitet. Es regnet in Strömen. Auf dem Friedhof sehe ich aus der Ferne jemanden in Warnweste mit einem dieser beschissenen Geräte, die sehr laut Blätter von a nach b pusten. Im Regen ganz sicher doppelt so unnützlich wie sonst. Kurz überlege ich. „Was machen Sie denn da!???“ kreischt die Frau da auch schon, als ich das Törchen öffne. „Sie wollen doch nicht etwa mit dem Pferd…“ „Doch, will ich. Muss nur kurz die Kerze anzünden.“ Echt- die fällt beinahe in Ohnmacht und kann aber nix machen, außer schimpfen. Sich uns entgegenstellen. Sich einem Ritterpferd entgegenstellen? Haha. Wir gehen dann einfach an ihr vorbei, ich behaupte eiskalt, ich hätte eine Sondergenehmigung, könne sie gern ihre Chefin fragen. Am Grab fällt Viento fast in Ohnmacht, als ich direkt vor seinem Gesicht die Kerze anzünde. Atmet die Angst tapfer weg, rupft sich ein Ziergrasbüschel aus. Wir gehen zurück und ich sehe die Laubblastante aufgeregt telefonieren. Viento kackt. Die Frau drückt auf ihr Handy. „Ich hab mich erkundigt! Da ist gar nix genehmigt! Aber meine Chefin hat schon von ihnen gehört! Das sie die sind, die mal sagte, Hunde wären wohl verboten, von Pferden stände aber nix dran!“ (manche Witze unsterblich- yeah!) Sie will mir noch einen längeren Vortrag halten, tut sie auch. Wir gehen runter vom Friedhof, ich dreh mich nochmal um und sage: „Ist mir egal, ob es verboten ist oder nicht. Ich musste heute die Kerze anzünden und Ja! Ich musste heute auch das Pferd mitnehmen. An manchen Tagen geht es nicht anders. Trotz Wetter, trotz Vorschriften. Auch wenn ich es hätte anders organisieren können. Da vorne liegt mein kleiner toter Sohn und manchmal sind solche Sachen einfach zu tun.“ „Ich habe meinen Sohn auch verloren“, antwortet sie. „Oh.“ Ich schaue sie an. „Na. Dann wissen Sie ja, wie das ist. Und auch wenn es verboten ist und ich mich von Ihnen anmeckern lassen muss. Weil da jetzt diese drei Hufabdrücke sind. Scheißegal. Das. War. Heute. Wichtig. “ Sie ist still und wir gehen. Ich weine und weine, aber egal, weil auf die paar Tropfen kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Letzten Samstag war wieder der Gedenktag für die verstorbenen Kinder der onkologischen Station der Charitè.
Greta wollte diesmal unbedingt mit und als wir so da saßen, während weitere gefühlt tausend Namen vorgelesen wurden, gerade nachdem wir unsere Kerzen für Nils schon angezündet hatten, merkte ich plötzlich, dass sie mich mit ihrer aufrechten Haltung fast um Kopflänge überragte.
Ganz kurz, bis ich mich dann ordentlich hingesetzt habe.
Aber ich könnte nicht stolzer sein auf ihren Mut und ihre Stärke in dem Moment.
Erinnert sich wer an den Text von demselben Tag in einem früheren Jahr, mit dem Arzt, der meine Hand nahm, sich entschuldigte und weinte? Ich finde ihn selber nicht mehr….hatte ich ihn nicht hier gezeigt? Wenn ja-Wo- Wann? Hinweise gern an mich.
Bei der letzten Lesung wurde ich gefragt, was denn „Jetzt“ wäre. Wenn in meinem Buch „Von Tod und Wut. Und von Mut.“ die Rede ist, welches Wort als nächstes käme, würde ich die Geschichte weiterschreiben.
Ich fand die Frage gut und wusste keine Antwort. Naja doch. Aber nicht wirklich.
Die nächsten Kapitel sind, vielleicht zum Glück, nicht besonders aufregend und daher kein Buch wert, das Leben geht so weiter und kein Wort wäre irgendwie passend, sagte ich, glaube ich. Würde ich mir mal Gedanken dazu machen.
Und nun sitze ich hier, denkend, habe aber immer noch keine richtige Antwort gefunden.
Vielleicht ist die Frage falsch. Denn die Geschichte im Buch endet richtig. Mit Mut und dem Punkt. Trotzdem: Wie lebt es sich weiter? In echt? Was geschah dann, wo bin ich jetzt und wie fühlt es sich an? Sicher hat mich der Tod meines Kindes verändert. Genauso sicher hätte mich jede Variante von Leben verändert.
Ich fühle mich oft nicht gut, aber bestimmt würde ich mich auch oft nicht gut fühlen, wäre all das nicht passiert. Ich fühle mich auch oft gut, obwohl passierte was passierte. Ehrlich gesagt frage ich mich sehr selten, wie sich „meine Trauer“ anfühlt, weil sie nichts ist, was neben meinem Leben stattfindet. Sie ist da drin.
Natürlich hat sie mich verändert, zum Guten wie zum Schlechten.
Aber hey- Wieviele Leute haben sich in der letzten Zeit zu Freaks entwickelt, ohne dass deren Kind starb? Ich finde, da gehe ich fast noch. Mal ganz subjektiv gesehen.
Die Trauer hat mich jedenfalls absolut nicht zu einem besseren Mitmenschen gemacht, nur weil ich tröstende Bücher mit lichten Dingen geschrieben und gezeichnet habe. Sie hat mich immerhin nicht zerstört oder bitter gemacht.
Aber wer weiß.
Letztens sagte eine Person, mein Trauma wäre nicht ihr Problem. … Eines meiner recht neuen Probleme, die ich auf Trauer-nicht Trauma- zurückführen würde, sind Menschen, deren Problem es ist, dass ich nicht ihres sein soll, ohne dass ich sie darum gebeten hätte.
Durch mein Netz fällt jetzt einfach viel viel mehr durch. Es ist stark, hat aber große Löcher.
Die Geschichte, wie wir Viento die Kerze auf den Kopf setzten, den einen Tag, und wie ich abends mein erstes Kerzentier zeichnete und dann noch zwei und dann ganz viele, bis es 365 waren, für jeden Tag im Jahr eins, die kennen jetzt alle. (Also die, die meine Bücher kennen, jedenfalls)
Es gibt aber noch die andere kleine Geschichte dazu, die ich zwar auch schon hier und da erzählt habe, die aber in der gekürzten Fassung rausfällt.
Denn kurz vor diesem einen Tag mit der Kerze hatte ein Freund, der Künstler ist, die Idee, dass wir doch eine Ausstellung machen könnten, in diesen Räumen, die geradezu danach schrien: Macht doch eine Ausstellung.
Und ich, die ich jegliche Jobs gecancelt hatte, die in diesen ersten Wochen nach seinem Tod trotzdem nicht wusste, wohin mit all dem, was in mir wütete, zwar wie wild schrieb und ichweißauchnichtmehrwas alles machte, fand die Idee gut, wusste aber leider gar nicht, was ich machen sollte. Mir fehlte ein Thema, an dem ich entlang zeichnen konnte. Mir fehlte vor allem mein Kind. Aber dieser Freund ließ nicht locker, er legte, wir legten ein Datum fest. Sagte – Machen wir. Du zeigst Zeichnungen, ich mache Skulpturen. Komm, das wird gut.
An dem einen Tag bei den Pferden war es bis zur Ausstellungseröffnung nicht mehr lang, aber ich wusste abends, ich werde 159 Kerzentiere zeichnen, genauso viele, wie die Tage, die dann vergangen sein werden, als Nils starb. Die sollen leuchten, alle unsere Freunde und Besucher der Ausstellung sollen weinen, aber auch lächeln über die schönen, lieben netten traurigen Tiere.
Und genauso war das dann auch. Und was daran so schön ist- Nie hat er gedrängelt, dieser Freund. Nie genervt. Mir einfach ein Streichholz gegeben. Das, womit alle Kerzentiere angezündet worden sind. Und dafür werde ich ihm immer dankbar sein.
Ganz gegen meine Gewohnheit habe ich diesen Text ERST bei Instagram veröffentlicht. (fuck Gewohnheiten btw)
Hier- nun noch für euch Blogginchen:
Wir hatten uns so ungefähr 20 Jahre nicht gesehen, meine Freundin und ich, als wir uns letzten Herbst trafen und sie erzählte von ihrer entdeckten Liebe zum Goldschmieden und ich darauf von meiner Suche nach DEM Ring.
Golden, zierlich, schlicht und mit einem kleinen gelben Stein.
Nach dem ich immer und überall Ausschau halte und den ich nie finde.
Und sie? Sie sagte, kein Problem. Mache ich dir. Und zwar SO gern!
Sie lebt in England und wieder at home angekommen, fing sie sofort damit an.
Suchte für mich einen gelben Stein, bestellte das Gold und schmiedete mir den schönsten kleinen Ring, mit dem süßesten kleinen gelben Saphir für meinen runzeligen kleinen Finger.
Und dann war er in der Post.
Wunderwunderschön und ganz so, wie ich ihn mir geträumt hatte.
Er passte perfekt, glitzerte gelb und war ganz mein.
Im Februar, als dieser dicke Schnee lag und Handschuhe die ständigen Begleiter waren,
vermisste ich ihn plötzlich nach einem Pferde-Spaziergang.
Er war weg.
Alles habe ich abgesucht, aber im Wald, bei 30 cm Schnee?
Da fällt er natürlich durch, auf Nimmerwiedersehen.
Katastrophe.
Mein einziger Trost war, dass er ja irgendwo ist- in der Nähe.
Zwar nicht zu finden, aber hier. Im Wald oder am Stall oder so.
Nicht geklaut, oder in einem Zug nach Köln. (oder sonstwohin)
Hatte mich ja nie weiter entfernt.
Trotzdem.
Wie sehr habe ich geweint, als ich meiner Freundin sagen musste,
dass ich meinen gelben Ring verloren habe.
Jaja. Nur ein Ring- aber trotzdem.
Und gestern hat Georg ihn in seiner Unterhosenschublade gefunden.
Da lag er einfach drin.
Und tat als ob nix wär.
In diesen Ring hat meine Freundin so viel reingeschmiedet.
Gelben Glitzer, Liebe, Erinnerung, Freundinnenschaft und ganz offensichtlich Humor.
Danke dir so. @acvwiddern 💛
Und dir, @gmagjn , fürs Finden.
Ist ein bisschen #werbung für @vonwjewellery , aber aus Überzeugung, nicht für Geld oder so.
Vor meinem Bürofenster gibt es dieses Gebäude,
megaviel Himmel und etwa dreihundert Schwalben,
die bisher noch keinen Sommer machten,
was mir allerdings piepegal ist.
Ich wollte euch eigentlich sowieso nur meine neue Hose zeigen,
ein Online-Bestell-Glückstreffer in dunkelblau mit Schlag und genug Platz für Bauch.
Ich verrate ja eigentlich nix, wenn ich euch hier einen klitzekleinen Zettel zeige,
den ich gerade ganz schön fand. Ist eigentlich nur ein Ausprobierblatt.
Ich bin nämlich gerade schon mittendrin in einem Comicprojekt,
dass ganz anders als mein Erstes ist, aber auch toll, jugendlicher,
null autobiografisch (obwohl ich genauso EssEmmEsse tippe wie der Junge hier…),
eine Zusammenarbeit, mit meinem Lieblingscarlsenverlag, und …
mehr dann bald.
Sehr bald, denn es ist im kommenden Jahr schon fertig. Haha.
Bleibt gespannt.
Edit: Nee, ich tippe nicht wie der. Habe immer zwei Arme am Körper. #Findedenfehler.
Auf dem Haus gegenüber stand heute ein echter Schornsteinfeger.
Die Katze ist nicht echt, sie ist aus Dachziegelmaterial.
Und ich mag das Blatt so wie es ist,
mit Bleistiftkringel und Farbanmischwolke.