13. Juni

Letzten Sonntag habe ich ja beim Bücherpicknick im Volkspark Potsdam eine Art Malkurs gemacht. Also – Es sollte eine Lesung sein, ich durfte mir aber komplett alleine überlegen, was ich mache mit meiner Zeit (Danke dafür an die Veranstalter…).

Und ich wollte unbedingt was mit Rittern machen.

Ich habe was vorgelesen zu Beginn, das könnt ihr hier nun nachlesen.

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Ich will euch heute zeigen, wie ich Ritter zeichne und mit euch zusammen welche zeichnen.
Vielleicht kann ich euch ein paar Tipps geben, vielleicht habt ihr ja ein paar neue Ideen für Ritter, die ich noch nicht kenne.
Ich lese euch jetzt erst eine Mini-Geschichte vor, weil ich will, dass ihr wisst, wieso ich im Moment so verrückt danach bin, Ritter zu zeichnen, in allen Formen und Figuren.
Ist ja nicht so, dass wir hier nicht auch Pferde, Ponys oder Pippa Pepperkorns malen könnten zusammen….
Könnten wir auch- machen wir aber nicht.
Ausser vielleicht Ritterpferde und Ponys und Ritter-Pippas.
Also:
Als ich das letzte Mal hier in diesem Park war, eigentlich an genau derselben
Stelle wie jetzt gerade, da war mein kleiner Sohn Nils auch mit. Er war da drei Jahre alt. Das war  fast genau vor zwei Jahren, auch am Anfang vom Sommer.
Wir waren bei dem grossen Ritterfest, Nils, sein grosser Bruder Julius und ich.
Meine anderen beiden Kinder, Greta und Artur sind schon älter und die hatten etwas anderes vor.
Wir sind hier im Park rumgelaufen und haben uns alles angeguckt.
Und wir haben zwei Schwerter und zwei Schilde aus Holz gekauft und für Nils noch einen Helm.
Das war ein wunderschöner Tag, die beiden Jungs sind barfuss auf den Wiesen rumgerannt und haben wild gekämpft.
Am nächsten Tag sind wir ins Krankenhaus gegangen, denn Nils war krank.
Nicht normal krank, wie alle Kinder mal krank sind, er hatte eine Leukämie, das ist Krebs im Blut.
Klar hatten wir im Krankenhaus das Schwert und den Schild immer dabei.
Und er war auch sehr tapfer, tatsächlich wie ein echter Ritter.
Er musste viele Dinge machen, die weh tun, Angst machen und nicht schön sind.
Alleine diese riesigen Tabletten zu schlucken war eine Mutprobe, die er jeden Tag machen musste.
Ihr ahnt es schon.
Nils ist kurze Zeit später noch im selben Sommer gestorben.
Das ist ganz plötzlich passiert. Niemand hatte damit gerechnet.
Man kann nicht erklären, wie es sich anfühlt, wenn jemand stirbt, den man so sehr geliebt hat.
Vielleicht kennt es jemand von euch, oder ihr kennt jemanden, der es kennt.
Man ist traurig und unglücklich und findet den Tod sehr sehr grausam und ungerecht.
Es ist die allergrösste Ungerechtigkeit der ganzen Welt.
Wir haben ziemlich viel gekämpft in der letzten Zeit.
Und wir haben das auch ganz gut hingekriegt.
Mit viel Hilfe von Freunden und unserer Familie und unseren Tieren.

Wir hatten auf unserem Friedhof, wo Nils seinen Platz hat, ein Rotkehlchen,
das eine Zeitlang immer da war, wenn wir kamen.
Als würde es uns kennen und begrüssen. Eigentlich hat es nicht viel gemacht,
aber wir mussten jedes mal lachen, wenn es auftauchte.

Das war mein erster kleiner Ritter, der für und mit uns gegen die Traurigkeit kämpfte.
Dann mein weisses Pferd Viento. Auf ihm ist Nils früher samt Laserschwert durch den Wald geritten und wollte Wildschweine bekämpfen.
Zack, das erste Ritterpferd. Er hat mich sehr oft getröstet.
Tinka, unsere kleine Ponydame, ist auch eine richtige Ritterin, stolz und stark. Sie würde alles tun, um Greta, Nils grosse Schwester, froh zu machen.

Ich fing also an, in dieser letzten Zeit, fast jeden, der mithilft, die Welt etwas heller zu machen, im Kopf und dann auf Papier in  einen Ritter zu verwandeln.
Vielleicht ist das ein bisschen verrückt, aber es funktioniert irgendwie.
Weil es einen erstmal zum Lachen bringt- und Lachen ist immer gut-
und weil es auch eine kleine Wahrheit enthält. Ganz alleine schafft man es nicht, grosse Ungerechtigkeiten oder grosses Unglück zu besiegen. Da  braucht man ein ganzes Heer an Freunden und Wegbegleitern. Ob die nun echt, ausgedacht oder echt mit Helm sind, ist egal.
Hauptsache, man gibt nicht auf zu kämpfen.
Und ich glaube ja fest an den Satz: In der Fantasie geht alles. (Dank Tinee übrigens)
Deswegen:
Würde ich mich sehr freuen, wenn ihr Lust hättet, euch mit mir zusammen jetzt
die verrücktesten, mutigsten und lustigsten Ritter auszudenken und zu zeichnen.
Für in Situationen, wo man sie brauchen kann.
…………………………………………………….

Ritterbahnhof

Ob man Kindern sowas zumuten kann und sollte, war natürlich die Frage. Ich hatte drei Generalproben. Georg meinte….. mmmmh. Schwer. Meine Mutter meinte…. klar, unbedingt, du darfst bloss nicht so heulen wie jetzt dabei (Habichnicht). Die grossen Kinder hatten keine Lust, sich das überhaupt anzuhören…. und Julius, mein letzter Proband, und Malprobenversuchskind, der Erfinder der Ritterbohne (s.o.), der fand es …. super, Mama.

Guckt doch bitte mal, was für Ritter die Kinder gemalt haben. Die sind so so so cool. Danke.

26 Kommentare zu „13. Juni“

  1. Heul.
    Wenn man grausame Wahrheiten durch nicht erzählen fern halten könnte, ja, dann nicht erzählen – aber so ist das Leben nicht. Leider. Möglicherweise hat es die Kinder verstört, die noch nie jemanden oder etwas verloren haben, das ihnen lieb und wichtig ist aber davor schützen kann man sie dadurch nicht – … möglicherweise hilft es dir, besser mit der Situation klar zu kommen und dann ist das gut!
    Ach, die Ritter! die sind ja ganz entzückend geworden – ganz ganz ganz toll.
    Liebste Grüße

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  2. coole Ritter, sogar ein Wassermelonen-Held, wie wunderbar!
    Und Du bist großartig, zumuten, ich glaube es ist das Gegenteil, Kinder haben eine soviel direktere Art, sie bekommen soviel mit von der Welt, viele haben in der Familie schon mit Tod und Krankheit umgehen müssen, soviele Bilder strömen auf sie ein, keine Worte zu haben, nicht darüber zu reden, weil wir so schwer damit umgehen können, weil es mit Verstand nicht zu lösen ist, muten wir ihnen damit nicht eigentlich viel mehr zu?
    Ich glaube wir dürfen es ihnen zutrauen und es ist so ein riesengroßes Geschenk, dass es DICH gibt, mit soviel RitterHerz, Liebe und RitterMut und Du so unfassbar wundervolle Worte und Bilder findest!!! Gefühle aussprechen, Gefühle die auch Deine kleinen Zuhörer kennen, denen sie immer wieder begegnen werden, eine Sprache zu geben und zugleich einen Ritter an die Seite zu stellen, wie wunderbar, mit soviel fröhlicher Leichtigkeit einen Begleiter zu zaubern, den ein jeder sich nach seinen Farben ausmalen kann, jeder, egal ob jung oder alt!!!
    Ja, ich habe Tränen in den Augen, berührt und so dankbar, wie Du der eigentlich unbegreiflichen Schwere immer wieder Flügel verleihst, Du schaffst es stets ein bischen Leichtigkeit und eine ordentliche Portion Gelb durchglitzern zu lassen, direkt ins Herz.
    Danke,
    Silke

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